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Wessen Niederlage war der Karfreitag?, Karfreitag 2020

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

 

Karfreitag ist einer der bedeutendsten und traurigsten Tage des Christentums. Wir erinnern uns des Todes Jesu am Kreuz. Der Karfreitag vor zwei tausend Jahren war ein grässlicher Tag. Die Wahrheit wurde verdreht, Lügen wurden erzählt, Ehrlichkeit wurde verhöhnt und die Liebe wurde getötet. Jesus, der Retter, der Heiler, der Tröster, der Beschützer der Unterdrückten wurde besiegt. Es war eine Niederlage.

 

Echt eine Blamage für den Messias, mag der ein oder andere denken. Doch nicht Jesus hat sich am Kreuz blamiert sondern der Mensch unter dem Kreuz.

 

Es ist klar geworden, dass wir die Wahrheit zum Schweigen bringen können, die Barmherzigkeit geiseln können und die Liebe töten können: unter uns Menschen eben. Und das reicht um richtige Tragödien auszulösen.

Heute sehe ich Karfreitag als eine Einladung, den Weg der Gerechtigkeit zu gehen: mutig und voller Vertrauen, und gleichzeitig als eine Warnung: nicht mit den Massen Parolen schreien, ohne sie zu prüfen.

 

Karfreitag ist ein Symbol für Schmerz und Verrat und gleichzeitig für Stärke, reines Herz und Vergebung, die Jesus zum Ausdruck bringt, wenn er sagt: Vater, vergib ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun.

 

Lasst uns erst tun, wenn wir wissen, worum es geht. Lasst uns lieben statt hassen, lasst uns die Vergebung statt der Verurteilung wählen. Das ist schwer, doch wir haben das ganze Leben, um es zu lernen. Mit Liebe zu Gott, zu uns selbst und zu den Anderen wird es jedem Menschen gelingen. AMEN

 

Bleiben Sie behütet!

 

Ihre Pastorin z.A. Martina Lukešová

 

 

Karfreitagsgeschichte nach dem Johannesevangelium

 

Pilatus rief die Hohenpriester und die Oberen und das Volk zusammen und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, deretwegen ihr ihn anklagt; Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurückgesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was den Tod verdient. Darum will ich ihn züchtigen lassen und losgeben.

 

Da schrien sie alle miteinander: Hinweg mit diesem! Gib uns Barabbas los! Der war wegen eines Aufruhrs, der in der Stadt geschehen war, und wegen eines Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Da redete Pilatus abermals auf sie ein, weil er Jesus losgeben wollte. Sie riefen aber: Kreuzige, kreuzige ihn! Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat denn dieser Böses getan? Ich habe keine Schuld an ihm gefunden, die den Tod verdient; darum will ich ihn züchtigen lassen und losgeben. Aber sie setzten ihm zu mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei nahm überhand. Und Pilatus urteilte, dass ihre Bitte erfüllt würde, und ließ den los, der wegen Aufruhr und Mord ins Gefängnis geworfen war, um welchen sie baten; aber Jesus übergab er ihrem Willen.

Es wurden auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.

Und das Volk stand da und sah zu. Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen! Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.

Der den Wein austeilt, muss Essig trinken.

Der die Hand nicht hebt zur Abwehr, wird geschlagen.

Der den Verlassenen sucht, wird verlassen.

Der nicht verfolgt, nicht verrät, wird ausgeliefert.

Der nicht Schuld ist, der unschuldige, wird gequält.

Der lebendig macht, wird geschlachtet.

Der die Henker begnadigt, stirbt gnadenlos.

Rudolf Otto Wiemer

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Kommentare: 1
  • #1

    . (Freitag, 10 April 2020 19:41)

    Hätte mir in dieser Zeit etwas weniger schwarz gewünscht.