· 

Misericordias Domini, 26. April 2020

Ablauf (Video):

  • Glocken (Kirche Wredenhagen)
  • Musik, EG 165 Gott ist gegenwärtig (Lüttkemüller-Orgel Wredenhagen)
  • Bibeltext: Hebräerbrief 13, 20-21
  • Musik: EG 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten (Lüttkemüller-Orgel Wredenhagen)
  • Predigt
  • Musik: EG 361 Befiehl du deine Wege (Orgel, Violine und Klavier)
  • Gebet
  • Musik
  • Glocken (Kirche Wredenhagen)

 

Der Gott des Friedens, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!                                                                           Hebräerbrief  13, 20-21

 

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

wenn ich durch unser Dorf gehe, sehe ich wie die Osterdekorationen abgenommen werden und es kehrt wieder der Alltag ein. Die Frühlingsdekoration wird aufgehängt, die Sonne scheint, es ist NACH Ostern. Der Text aus dem Hebräerbrief sagt es mit einer für uns veralteten Sprache, was ‚Nach-Ostern‘ bedeutet.

Der Hirte und die Schafe. Ein Bild, ein Gleichnis, das sich uns heute, in der digitalen Zeit nicht sofort erschließt. Doch ein Gedanke kommt schnell: Ich bin doch kein Schaf! Klar bist du kein Schaf. Jesus Christus, der Auferstandene, war auch kein Hirte. Er war ein Tischler.

Es geht um die Beziehung - um die Beziehung zwischen einem Hirten und einem Schaf.

Ein Schaf lebte damals in Israel in einer Herde im Freien. Die Herde wurde von Weide zur Weide durch den Hirten geführt und als die Wölfe kamen, hat so ein Hirte sein Leben eingesetzt um seine Schafe zu retten. Der Hirte war überlebenswichtig.

Auch wir leben in Herden. Auch wir folgen jemandem oder einer Sache. Und auch wir werden immer wieder angegriffen oder angefeindet.

Der Wolf war schon damals ein Bild für einen Menschen, der das Glück, den Frieden oder sogar das Leben der anderen zerstören wollte. Und so ein Schaf hatte keine Möglichkeit, sich zu wehren vor dem Wolf. Können Sie es sich vorstellen?

Wenn jemand Sie sozusagen hinterhältig angreift? Wenn Sie das Gefühl haben, in einer Falle zu stecken? Ja, auch heute sind die Wölfe viel zu präsent, mehr als man als ‚moderner Mensch‘ zugeben möchte. Heute verstehen wir nicht mehr das ‚Ausgeliefertsein‘ eines Schafes, doch wir verstehen viel zu gut unser ‚Ausgeliefertsein‘. Schlaflose Nächte, Unruhe, Ängste, Depressionen, die z. B. durch enttäuschte Hoffnung, durch Schikane oder durch einfache Lieblosigkeit entstehen können.

Schaf und Wolf, Beute und Prädator, in heutiger Sprache Opfer und Täter. Das verstehen wir schon besser. Auch Familien, Schulen und Arbeitsplätze werden häufig zum Schauplatz solches Verhaltens. Das Opfer steht vor dem Täter und wünscht sich nichts sehnsüchtiger, als einen Beschützer bei sich zu haben.

Können Sie jetzt besser das veraltete Bild Hirte und Schaf nachvollziehen? Ein geschützter Lebensweg mit Erfrischung und Nahrung.

Doch heutzutage wollen wir oft mehr als nur Sicherheit, Trinken und Essen. Denn dafür sorgen letztendlich die Polizei und der Supermarkt. Wir wollen Spaß, Reisen und uns etwas gönnen. Und vor allem selbstbestimmt. Selbstbestimmung wird heute großgeschrieben.

Doch Hand aufs Herz. Wenn die Werbung unsere Entscheidungen bestimmt – ist es selbstbestimmt? Wenn unser Neid oder unsere Einsamkeit unsere Entscheidungen bestimmen – ist es unsere freie Entscheidung? Wenn unsere Angst die Entscheidung bestimmt… sind wir es, die bestimmen?

Viele Menschen stören sich an den Einschränkungen in der Zeit der Coronapandemie und manche von ihnen lehnen sie einfach ab.

Einige von diesen Menschen starben mittlerweile oder gefährdeten das Leben anderer Menschen. Sie wussten es besser, sie lassen sich doch nichts sagen. Oft ist es so auch mit den Anweisungen der Bibel. Wenn wir sie auslachen, da wir doch alles besser wissen, schaden wir am Ende uns selber und den anderen.

Das Gleichnis Hirte-Schaf bietet uns eine andere Realität an. Eine Realität des Vertrauens und der Fürsorge.

Wenn der Hirte etwas taugt, verlassen die Schafe sich auf ihn, auch wenn sie manchmal nicht sofort alles verstehen, auch wenn sie die Wölfe noch nicht sehen, auch wenn sie das frische Wasser noch nicht schmecken.

Jesus Christus bietet uns so eine Beziehung an – Vertrauen und Geborgenheit. Wir können uns auf ihn verlassen.

Sein Wort führt uns auf dem Weg der Gerechtigkeit. Seine Hand ist barmherzig und sein Stock repräsentiert die Vergebung.

Der Stock wird dich nie für deine Verfehlungen schlagen, doch er wird die Wölfe der Beschuldigung, der Wertlosigkeit oder der schiefen Bahn von dir halten. Sie können jaulen, doch sie können dich nicht zerreißen.

Der Hebräerbrief sagt, dass Jesus Christus (einmal Hirte des Lebens) seinen Menschen in allem Guten stärkt. Die Augen werden nicht missgünstig schielen, sondern wertschätzend schauen, der Mund wird nicht verleumden sondern loben, die Hand wird nicht im Schoß liegen, sondern helfen und der Arm holt nicht zum Schlag aus, sondern zum Streicheln.

Durch die Gnade Christi verändert sich auch der Blickwinkel. Ein Raubtier wird nicht mehr nach einem Opfer suchen, sondern nach einem Hilfsbedürftigen, um ihm zu helfen. Die Augen werden nicht einen Unzureichenden, sondern einen Begabten sehen. Es werden nicht die unerfüllten Wünsche an uns zerren, sondern die Dankbarkeit für die gestillten Bedürfnisse wird uns erfüllen.

Wer mit dem Auferstandenen geht, trägt Frieden in sich und kann ihn sogar mit Anderen teilen.

Das Leben ist nicht gefahrlos und schmerzfrei, genausowenig wie der Weg der Schafe. Deswegen dürfen wir Menschen uns Jesus Christus anvertrauen, so wie die Schafe sich ihrem Hirten anvertrauen. Und genauso werden wir gemeinsam im Frieden und in Liebe durch das Leben geborgen kommen. Und das feiern wir nach Ostern. AMEN.

 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

 

Mit herzlichen Grüßen Ihre Pastorin z. A. Martina Lukešová

 

 

 

Gebet:

 

 

Die Menschen sind auf der Suche nach glaubwürdigen Zeugen.

 

Wir Christen sind dazu aufgerufen, es zu sein. Für uns gilt:

 

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen. Was keiner sagt, das sagt heraus.

 

Was keiner denkt, das wagt zu denken. Was keiner anfängt, das führt aus.

 

Wenn keiner ja sagt, sollt ihrs sagen. Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.

 

Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben. Wenn alle mittun, steht allein.

 

Wo alle loben, habt Bedenken. Wo alle spotten, spottet nicht.

 

Wo alle geizen, wagt zu schenken. Wo alles dunkel ist, macht Licht.

 

Quelle unbekannt

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Hans-Joachim Finke (Sonntag, 26 April 2020 07:43)

    Guten Morgen Frau Pastorin Lukešová, schade das der Gottesdienst in Kieve im letzten Moment nun doch nicht stattfinden konnte / kann. Dafür aber wieder vielen lieben und großen Dank für diesen "kleinen" Online - Gottesdienst, so wie jeden Sonntag in den letzten Wochen!!!! Wünsche Ihnen auch einen gesegneten und schönen Sonntag heute.

  • #2

    Ralf (Sonntag, 26 April 2020 09:14)

    An dieser Stelle ein herzliches Danke an das dreier Team und dem Geigenspieler.
    Eine Predigt die mich sehr zum Nachdenken anregt. Bin ich auch ein Wolf oder der Wolf im Schafspelz. Auf jeden Fall werde ich meinem Hirten nachfolgen. Und wo die Masse nein sagt werde ich es für mich prüfen. ( 1.Thessalonicher 5,21)
    Kleiner Tipp für die perfekten Videos. Könntet ihr die Liedstellen einblenden oder ansagen.
    Euch ein gesegneter Sonntag Ralf