· 

4. Sonntag nach Trinitatis, 5.7.20

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

 

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Römerbrief 12, 17-21

 

Liebe Gemeinde,

 

der vierte Sonntag nach Trinitatis steht unter dem Zeichen der Gemeinschaft - und zwar der Gemeinschaft Christi. Dies ist eine außergewöhnliche Gemeinschaft und auch Lebensart. Warum? Weil nicht ich dabei das Maß der Dinge bin, sondern Jesus Christus, seine Worte, seine Taten und sein Vermächtnis. Wie Jesus lebte und was aus seinem Mund kam, das können wir in den Evangelien nachlesen und ich kann mich nicht erinnern, dass er je gesagt hätte: „das ist dein Problem, das geht mich nichts an“ oder „jeder für sich“ oder „geschieht dir recht“. Das war nicht seine Art. Jesus war an Menschen interessiert und wem er helfen konnte, dem hat er geholfen. Allerdings gab es auch Menschen, die sich nicht helfen lassen wollten und ihn per tu nicht leiden konnten. Warum? Weil in seiner Nähe die dunklen Gedanken und Charakterzüge eines Menschen ans Licht kommen und das ist für uns schwer zu ertragen. Dann versucht man Jesus lieber zu blamieren oder meidet ihn einfach.

 

Haben die alten, sehr alten Worte des Apostels Paulus mit unserem Alltag noch etwas zu tun? Ich denke schon. Denn der Anspruch an uns Menschen, mindesten an die Kirche, ist es auch heute so zu handeln wie Jesus Christus damals.

 

Natürlich wird es bei uns nicht so mächtig auskommen, doch unser Handeln sollte schon die gleiche Richtung nehmen. Nämlich das Böse, den Feind, mit Gutem zu behandeln. Was heißt allerdings das ‚Gute‘? Als Jesus von einem Mann gefragt wurde: Guter Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Antwortete Jesus ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.

 

Tja, und jetzt? Wie sollen wir gut sein? Wir sind doch keine Götter? Das stimmt, das sind wir nicht. Es geht auch nicht darum gut zu sein, sondern das Gute zu tun, gute Gedanken pflegen. Das Böse mit Gutem zu überwinden bedeutet nicht einzustecken, einzustecken, sich selbst aufzugeben um gut zu erscheinen, sondern das Böse mit Gott und seiner Güte zu konfrontieren. Wenn ein Feind am Verhungern ist, gebe ich ihm zu essen. Warum? Nicht weil er dir sympathisch ist, nicht weil du dann besonders vorbildlich erscheinst, sondern weil Gott jedem Menschen eine zweite Chance gibt, damit dieser Mensch sein Leben irgendwann im Frieden und in Freude leben kann. Unsere Feinde kommen heutzutage nicht oft mit einem Messer bewaffnet, sondern eher mit Schimpfen, mit bösen Blicken und verletzenden Worten. So wie die damaligen Feinde mit einer Waffe in der Hand, auch die heutigen Feinde wirken stark und bedrohlich. In Realität sind dies nur Realität unglückliche Menschen, die durch das Verletzen der Anderen ihre eigene Misere vergessen wollen. Jesus Christus schaut auch diese Menschen liebevoll an. Er hat sich von ihnen nicht klein machen lassen und versuchte sie durch Zuwendung oder Ermahnung für den Frieden zu gewinnen. Dies ist auch die Aufgabe der Christen.

 

Unser Bibeltext spricht auch von ‚glühenden Kohlen‘, die ein gut handelnde Mensch auf den Kopf seines Feindes sammelt. Das sind starke Worte und wirken nicht gerade Friedlich. Doch sie sind im kulturellen Kontext zu verstehen. Kohle oder Asche haben sich vor tausenden Jahren Menschen auf ihr Kopf gestreut als Zeichen von Buße, als Zeichen, dass sie ihre vergangenen schlechten Taten bereuen. Etwas Schlechtes zu bereuen ist im Endeffekt ein gutes Ereignis im Leben, weil es einen neuen Start ermöglicht: mit eigenem Leben, mit den Mitmenschen und mit Gott.

 

Der vierte Sonntag nach Trinitatis steht unter dem Zeichen der Gemeinschaft und unter dem Bibelwort: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Die Last des andern können seine Sorgen sein, seine finanzielle Not, seine Trauer, oder auch seine Fehler, seine Bosheit und seine unerträgliche Art. Manchmal sind wir alle unerträglich.

 

Und wenn wir so sind, wenn wir Fehler machen oder sogar jemandem Unrecht tun, ist es befreiend und eine große Hilfe, wenn unsere Mitmenschen die Kraft und den Willen haben uns beizustehen, statt uns an den Pranger zu stellen. Wenn wir dies gegenseitig tun würden (uns gegenseitig beistehen), können wir unsere Fehler besser beseitigen und besseres Verständnis und Liebe füreinander entwickeln.

 

Paulus sagt: Ist es möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Nicht immer ist es möglich, da wir die Herzen anderer Menschen nicht ändern können, doch was in unserer Macht liegt ist friedliches und freundliches Verhalten anderen Menschen gegenüber. Diese tausend Jahre alten Worte sind so aktuell als ob sie gestern gesprochen wären. Auch heute gibt es viel Unfrieden – wie damals. Und auch heute ist es die Aufgabe und das Privileg der Christen Frieden zu bringen, wo der Streit den Ton bestimmt und die Güte Gottes weiter zu geben, wo Menschen sie noch nicht annehmen konnten. Die Vergeltung ist die Sache des Herrn. Die Sache der Menschen ist es die Güte Gottes auszustrahlen. Das wünsche ich mir, das wünsche ich uns, dass durch uns andere Menschen Lust bekommen Gott und seine Güte kennenzulernen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Pastorin z.A. Martina Lukešová

 

 

Jesus Christus,

du bist unser Friede.

Erfülle diese Welt mit deinem Frieden:

Frieden in unserer Nachbarschaft

Frieden an den Grenzen Europas

Frieden in Syrien und Mali.

Breite deinen Frieden aus.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Jesus Christus,

du schenkst die Kraft zur Versöhnung.

Erneuere die Welt durch deine Versöhnung:

Versöhnung für die, die einander hassen

Versöhnung für die, die aufeinander schießen

Versöhnung für die, die aneinander schuldig wurden.

Versöhne uns.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Jesus Christus,

du bist die Liebe.

Lass die Liebe wachsen:

Liebe in den Häusern, in den Familien, unter Freunden

Liebe zu den Kranken und Trauernden

Liebe zu den Gedemütigten und Verfolgten

Liebe zu deiner Schöpfung.

Wachse mit deiner Liebe in uns und in dieser Welt.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Jesus Christus,

du bist der Atem unseres Lebens.

Atme in uns.

Lebe in deiner Kirche.

Gehe mit uns und mit deinen Menschen mit

in diesen Tagen, in diesem Sommer, in dieser Zeit.

Du bist unser Bruder.

Du bist Gottes Gegenwart in unserer Mitte.

Dir vertrauen wir.

Wir bitten dich: Erhöre uns.

Amen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0