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Gruß zum 3. Advent

"Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig."

Jes 40, 3.9

 

 

Advent – Warten lernen

 

 Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

 

 wir warten auf den Heiligabend genauso wie damals die Welt wartete. Der einzige Unterschied ist, dass wir schon wissen, wie die ganze Geschichte ausgeht. Damals wusste es keiner.

 

Und der Advent war alles andere als schön, nett, friedlich und entspannt. Warten kann schwierig sein. Wir heute sind es gar nicht mehr gewohnt zu warten. Beim Arzt vielleicht, aber auch da fällt es uns schwer. Warum wollen wir nicht warten? Was ist überhaupt so schlimm am Warten? Wir wollen alles schnell, am besten sofort. Sonst fürchten wir Langeweile.

 

Wie war es damals?

Prophet Jesaja sah das Warten in einem anderen Licht als wir heute. Er redet über ein ‚aktives Warten‘. Ordnet euer Leben, macht das Krumme wieder gerade, denn euer Leben ist der Weg, auf dem der HERR zu euch kommt. Was für Worte! Die Wartenden werden aufgefordert, aktiv mitzuwirken. Advent ist kein langweiliges Warten, bis endlich Heiligabend kommt, sondern eine Vorbereitungszeit. Kennen wir es noch? Ich meine nicht das gute alte Putzen und Dekorieren, sondern den Mut, das eigene Leben zu betrachten mit dem Blick, mit dem Gott es betrachtet. Das wäre der erste Schritt. Erst dann kann man überhaupt etwas unternehmen, nämlich: Die Wege des Herrn zu bereiten. Wie ist diese Aufforderung gemeint? Soll sie eine Kritik sein? Diese Aufforderung ist eine Ehre für den, der aufgefordert wird. Warum? Weil man sich an dem Kommen des HERRN beteiligen kann. Gott braucht uns Menschen natürlich nicht dazu. Doch die Aufforderung: Bereitet dem Herrn den Weg bedeutet: Du wirst von Gott gesehen. Du wirst angenommen. Dir wird etwas zugemutet.

 

Was könnte es dieses Jahr sein? Vieles. Jedes Jahr im Advent werden Friedensstifter gebraucht, Brückenbauer und barmherzige Samariter. Jedes Jahr im Advent, bei der Jagd nach dem perfekten Familienfest werden Tröster gebraucht und wärmende Herzen. Advent ist eine Zeit der Herausforderung, die uns durch die Liebe und Vergebung zu den großzügigsten Menschen machen kann.

 

Tag für Tag hören wir die Nachrichten über die Pandemie, die sich in unserem Land und in der ganzen Welt verbreitet. Manche Menschen werden ängstlich und manche werden frustriert.

 

Es gibt solche, die sich kaum noch aus dem Haus wagen und solche, die weiterhin so leben wollen, wie vorher – koste es, was es wolle. Die Lage ist ernst, das Thema ist unangenehm, die Geduld und Dankbarkeit für die Maßnahmen, die die Gesundheit und das Leben der Bevölkerung schützen sollen, lösen sich bei vielen auf. Es geht uns alles nicht schnell genug.

 

Auch da wird wieder das Warten gefordert. Nicht passiv, genervt und murrend. Sondern aktiv. Aktives Warten auf das Ende der Pandemie bedeutet zu diesem Ende beizutragen. Nicht alles auszuleben, worauf ich Lust habe, sondern das, was hilfreich ist. Klar trifft man sich mit Freunden – doch übergangsweise halt online oder per Telefon. Essen, Trinken, Lachen, Spielen, Basteln, alles geht. Nur ein bisschen Mitdenken wird gefordert. Denken mit Rücksicht auf die Anderen. Denken mit Wohlwollen für die Anderen, Denken mit Zuneigung zu den Anderen.

 

Dieses Jahr können wir das Warten lernen. Warten als zur ‚Ruhe-Kommen‘, als ‚Zeit zum Nachdenken‘. Und während des Wartens können wir überlegen, mit welchen Gedanken, Worten oder Taten wir die Wege des HERRN bereiten können. Er kommt und bringt Licht in die Dunkelheit, die das Leben der Menschen beschattet.

 

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit!                                                                                                    

 

Mit herzlichen Grüßen,

        Ihre Pastorin z.A. Martina Lukešová

 

Wir wandern zur Krippe,

wir wandern weit.                                                                                                            

Die Wege sind dunkel

und hart die Zeit.

 

Doch über der Krippe,

da brennt ein Licht,                                            

und ist der Weg dunkel,

er schreckt uns nicht.

 

Und weht durch die Zeiten

ein kalter Wind,                                                                      

wir wandern zur Krippe,

wir finden das Kind.

 

 

Rudolf Otto Wiemer

 

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