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Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias

Liebe Kirchengemeinde, liebe Freunde,

 

das neue Jahr hat noch nicht ordentlich angefangen und es werden uns neue Beschränkungen aufgelegt. Wir müssen noch mehr verzichten, noch mehr Regeln anhalten und man fühlt sich vielleicht sogar irgendwie eingeengt. Ja, unser Leben hat sich sehr verändert. Nicht nur Masken und Abstand, sondern auch die Reise-Einschränkungen, die Besuch-Verbote im Krankenhaus und in Seniorenheimen, die Eingeschränkte Bewegungsfreiheit… Das alles kam so plötzlich und es fällt uns schwer dies anzunehmen. Manche Menschen rebellieren dagegen laut und deutlich, manche Menschen murren vor sich hin, manche Menschen folgen den Vorschriften zum Schein und missachten sie. Dies alles ist ein Ausdruck eines gewissen Misstrauens; eines Misstrauens gegenüber denen ‚da oben‘, gegenüber den Fachspezialisten und vor allem den Politikern. Und der Auslöser? Die Veränderung.

 

Ja, die Veränderung ist meistens schwer. Wir mögen das Vertraute. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, sagt das bekannte Sprichwort. Doch was sollen wir tun, wenn plötzlich eine große Gefahr vor uns steht, die wir bis jetzt nicht kannten? Was tun, wenn die neue Gefahr neue Schutzstrategie erfordert? Sollen wir einfach so weiter machen und einfach den Kopf in den Sand stecken (in der Hoffnung, dass dies alle Probleme lösen wird?). Das funktioniert leider nicht.

 

Es ist immer gut der Gefahr ins Auge zu sehen. Warum? Ganz einfach: man weiß mindestens womit man es zu tun hat.

 

Wir stehen einem Virus gegenüber, das ohne seinen Träger nicht viel schafft. Es muss irgendwo hingetragen werden und dann noch verschmiert oder in die Luft ‚gespuckt‘ werden, damit er einen weiteren Schaden einrichten kann. Das Virus ist gefährlich – allerdings nur mit uns Menschen. Wenn wir uns das Virus nicht gegenseitig brav überreichen würden, würde das Virus es wohl nicht weit schaffen.

 

Ich frage mich immer wieder: Was hält uns davon ab aus Rücksicht auf die Menschen, die dieses Virus tödlich treffen kann, die Paar Maßnahmen für eine ziemlich überschaubare Zeit anzuhalten? Eine Antwort darauf habe ich nicht. Die findet jeder bei sich selbst. In seinem eigenen Herzen.

 

Der heutige Sonntag steht unter dem Spruch aus dem neutestamentlichen Römerbrief: "Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." Er macht deutlich, dass die Zugehörigkeit zu Gott äußere Merkmale hat, nämlich ‚das getrieben sein durch den Geist Gottes‘. Der Geist Gottes, sonst auch der Heilige Geist genannt (oder Fürsprecher und der Geist der Wahrheit), bewirkt in uns Menschen das Gute und dadurch uns zum Ebenbild Gottes macht. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ heißt es in dem zweiten Brief an Timotheus. Gerade in heiklen Situationen dürfen (und sollen) wir auf Gott vertrauen, seine Kraft und seine Liebe in Anspruch nehmen. Und das Wort Besonnenheit? Das bezeichnet eine überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit. Daran werden wir durch den Apostel Paulus erinnert. Die Lage ist nicht leicht, doch Du, Kind Gottes, wirst durch den Heiligen Geist geführt und mit ihm erfüllt.

 

Gib ihm Raum in deinem Herz, damit er die Angst und das Unbehagen durch seine Liebe in Kraft und in Frieden verwandelt. Dann können wir liebevoll mit uns selbst umgehen und auch mit unseren Nächsten. Eine Pandemie sollte kein Vorwand für Egoismus und Ignoranz werden, sondern noch mehr ein Grund für überlegtes liebevolles Handeln an uns selbst und an allen Mitmenschen.

 

Ich wünsche uns allen, dass wir im Vertrauen die Kraft Gottes annehmen und diese schweren Zeiten als seine Kinder überstehen.

 

Bleiben Sie behütet!

 

Ihre Pastorin z.A. Martina Lukešová

 

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