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Okuli - Wo schaue ich hin?

So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.

Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Eph 1-2, 8-9

 

 Liebe Kirchengemeinde, liebe Freunde,

 

die letzten zwei Sonntage bekamen Sie keinen schriftlichen Gruß, da wir an den Sonntagen unsere Gottesdienste (Corona zum Trotz) feierten. Es war schön, einigen von Ihnen wieder zu begegnen. Doch wir bleiben weiterhin bedächtig und heute kommt die Kirche wieder zu Ihnen nach Hause.

 Okuli, so heißt der heutige Sonntag, nach dem lateinischen Oculi mei semper ad Dominum, auf Deutsch: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ Aus dem Psalm 25,15.

 

Diese Worte sagt jemand, der fokussiert ist, der weiß, wo er findet, was er sucht. Jemand, der seinen Augen und dadurch auch seinem Herzen Gutes tun möchte. Ich dachte darüber nach, worauf meine Augen schauen. Leider viel zu oft auf den Monitor. Oder wir schauen auf andere Menschen. Wie? Manchmal wohlwollend, freundlich und hilfsbereit, manchmal leider eher eifersüchtig, neidisch, misstrauisch.

 

Das, worauf wir sehen, prägt uns. Und das, worauf wir sehen, womit wir unsere Augen ‚nähren‘, können wir beeinflussen.

 

Jesus sagt zu seinen Nachfolgern: "Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes." Zuerst hört es sich hart an. Warum könnte man nicht zurück sehen? Der Pädagoge Jesus zeigt es an dem Bild des Pfluges, das damals jeder Mensch verstand: Der sehr leichte palästinische Pflug wurde mit einer Hand geführt. Diese eine Hand, meist war es die linke, musste gleichzeitig die senkrechte Stellung des Pfluges wahren, seine Tiefe durch Druck regulieren und ihn über im Wege stehende Felsen und Steine hinweg heben. Die andere Hand brauchte der Pflüger, um die störrischen Ochsen mit dem etwa 2 m langen Treibstock anzutreiben. Gleichzeitig musste der Pflüger, zwischen den Tieren hindurchblickend, ständig die Furche im Auge behalten. Diese Art des Pflügens erforderte Geschick und Aufmerksamkeit, ganz besonders Aufmerksamkeit, sonst wurde es nämlich nichts. Genauso wie mit dem Weg mit Gott, mit dem Aufbruch auf seinen Weg. Wie möchtest Du, Mensch, nach vorne gehen, wenn Du nach hinten schaust? Und was befolgst Du, wenn Du dein Ziel nicht vor Augen hast? Apostel Paulus rät den ersten Christen ganz praktisch: ,So ahmt nun Gott nach…‘, denn das Nachahmen setzt voraus, dass wir denjenigen anschauen, den wir dann nachahmen. Kinder machen es häufig bei ihren Eltern. Sie tun das, was sie ihre Eltern tun sehen. Kinder ahmen ihre Eltern nach – ob es um Hilfsbereitschaft geht, um einen anständigen Umgang oder eben auch bei negativen Sachen. Nachahmen ist auch eine Art zu lernen. Die Frage ist nur: Von wem will ich überhaupt lernen? Von wem möchte ich beeinflusst werden? Der Apostel sagt: lerne direkt von dem Besten. Schau auf Gott und, wie ein Kind, das voller Vertrauen die Liebe seines Vaters genießt, ahme nach, was er tut. Ist er gnädig? Sei es auch. Ist er liebevoll? Mach es ihm nach. Wohnen Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit bei ihm? Lade auch Du sie ein, bei Dir zu wohnen.

 

Nach Apostel Paulus sollen wir in der Liebe Gottes wandeln, also uns in ihr fortbewegen. Diese Liebe bringt einen nach vorne, sie bringt ein Licht in die Dunkelheit, Freude in Traurigkeit und (mit der heutigen Sprache gesagt) sie lässt Dich ein Rückgrat haben. Wer Gott nachahmt, der muss nicht verkrümmen, sondern er/sie wächst als Persönlichkeit. Wie kann ein 'Nachahmen‘ zu einem persönlichen Wachstum führen, wenn es doch nur Nachahmen ist? Weil wir das pure ‚Gute‘ nachahmen und das ist wie ein Training. Je intensiver wir das Gute ‚üben‘, desto stärker macht es uns. Es lässt uns wachsen und andere Menschen mit uns. So führt das Nachahmen Gottes zu einer Verkettung von guten Taten und des gutes Geschehens unter Menschen. Apostel Paulus nennt dies ‚die Früchte‘. Die Früchte unseres Lebens sind nicht unsere Häuser, unsere Karriere oder unsere Nachkommen. Die Früchte unseres Lebens sind unsere Gedanken und Emotionen, die in Worte und Taten umgesetzt werden zur Ehre Gottes. Sie beeinflussen das Leben anderer Menschen und deswegen sagt Paulus lieber sofort, an wem wir uns da orientieren sollen.

 

Es gibt nämlich noch so viel anderes außer des Guten und der Liebe, was wir sonst so treiben könnten: Klagen, jammern, verleumden, uns bemitleiden, beneiden, beschuldigen, schmollen usw. Doch würden wir daran wachsen? Und würde dies den Menschen um uns herum helfen? Nein. Es würde uns und ihnen nur schaden. Tja. So war es damals und so ist es auch heute. Wir können uns gegenseitig schaden, oder wir können uns auf den Weg der Güte begeben. Wenn wir die Hand auf den Pflug legen und dabei bleiben: in Gedanken, in Gesprächen, in unseren Taten. Die vielen Werbungen, Ideologien, eigene Wünsche und Weltanschauungen, die uns veranlassen, immer wieder nach hinten zu schauen, können wir ganz einfach auch auf den Weg in das Reich Gottes einladen. Auch sie können sich in der Gegenwart Gottes zum Guten verändern und zum Licht, statt zur Dunkelheit, werden.

 

Bleiben Sie behütet!

 

Mit herzlichen Grüßen,

                                                              Pastorin z.A. Martina Lukešová

 

Gebet:

 

Hilf uns, Gott des Lebens.

Hilf uns in dieser Zeit

mit deiner Güte,

mit deiner Gerechtigkeit,

mit deiner Wahrheit.

 

Hilf denen,

die an deiner Güte zweifeln,

die fragen, wo du bleibst,

die sich vor der Zukunft fürchten,

die sich aufreiben und nur Finsternis sehen.

Hilf du und antworte ihrer Not.

 

Hilf denen,

die nach Gerechtigkeit schreien,

die hungern,

die sterben,

die von allen verlassen sind.

Hilf du und sorge für ein gerechtes Leben.

 

Hilf denen,

die um die Wahrheit ringen,

die sich der Lüge verweigern,

die dich suchen,

die dir vertrauen und Jesus nachfolgen.

Hilf du deiner Gemeinde – hier und in aller Welt.

 

Diese Zeit braucht Menschen, die aus deiner Güte leben.

Diese Zeit braucht Menschen, die die Gerechtigkeit lieben.

Diese Zeit braucht Menschen, die die Wahrheit bezeugen.

Mache du uns zu solchen Menschen

durch Jesus Christus, deinen Sohn

und unseren Bruder und Erlöser.

Ihm vertrauen wir uns an – heute und alle Tage.

Amen.

 

(www.velkd.de)

 

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